Informationen zur Aufführung am 29.02.2008

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   Konzert-Abend mit Klezmer - Musik

                                             und der

                    Gruppe Mesinke

 

                
   
      

Die Mitglieder der Gruppe Mesinke sind: 

Martin Glogger        (vocals, guitar, bass)

Jürgen Groß                  (vocals, guitar, accordeon, mandolin)

Thilo Jörgl               (vocals, guitar, drums)

Nicole Hausmann    (vocals, banjo, percussion)

Alexander Maier     (vocals, clarinet, sax)

Erika Spielvogel      (vocals, flute, percuss.)                                      

1991 gründete sich Mesinke (jiddisch: die jüngste Tochter) und widmet sich seither jiddischen Liedern und Klezmer-Musik. Ein Anliegen ist es, die lebendige, vielfältige musikalische Tradition der Jidden in Osteuropa wieder hörbar zu machen. Dort starb sie mit den Menschen in den Konzentrationslagern, Überlebende nahmen sie mit nach Israel und Amerika, und dort lebt sie wieder auf. Seit den 70er Jahren spricht man gar von einem Klezmer-Revival. Die Vision von Mesinke: eine Musik für die Konzertbühne, tief in der jüdischen Tradition verwurzelt, intelligent und spannend wie klassische Musik, energetisch und spontan wie Jazz, die die konventionellen Grenzen überschreitet und den Zuhörer durch intensives Zusammenspiel der Musiker anspricht. In Zeiten, in denen Neo-Nazis wieder unverschämt auftreten, will die Gruppe ein Zeichen gegen das Vergessen setzen. Verbindende Texte vermitteln einen Einblick in den Inhalt der Liedtexte und stellen die Musik in den kulturellen Rahmen jiddischer Lebensweise.

1993 erschien von Mesinke eine von Kennern gelobte und beim Publikum beliebte CD mit dem Titel „Mir lebn ejbig“.

1995 folge die zweite CD „Nischt ahin un nischt zurik“, die das weitgespannte musikalische Repertoire der Gruppe dokumentiert. Neben jiddischen Liedern im traditionellen Arrangement wie Di grine Kusine finden sich auch a-cappella Versionen von alten jiddischen Songs. Das bayerische Fernsehen (BR 3) sendete einen Beitrag über die Musik der Gruppe.

1997 spielte die Gruppe die CD „Kejn schwarzer tog in lebn“ ein. Diese Platte enthält - neben den jiddischen Liedern - auch vertonte Texte des zu Unrecht vergessenen jüdischen Lyrikers Theodor Kramer.

1998 Neben den Konzerten mit dem Programm Kejn schwarzer tog in lebn gab Mesinke im Rahmen der von Gernot Römer zusammengestellten Wanderausstellung „Anne Franks schwäbische Geschwister“, die in den restaurierten Synagogen Schwabens halt machte, einen Einblick in jiddische Lieder. Zudem trat die Gruppe zusammen mit der New Yorker Band The Klezmatics beim Safed-Benefizkonzert vor über 800 Zuhörern auf in Gersthofen auf.

1999 begleitete die Gruppe den Stummfilm „DER GOLEM - wie er in die Welt kam“ (D, 1920) von Paul Wegener mit Klezmer-Musik beim Franz Kafka Filmfestival in Augsburg. Nach dem Premierenerfolg führte die Gruppe die 15 Live-Vertonungen in zahlreichen Filmtheatern (u.a. Hannover, Münster, Osnabrück, Mindelheim) auf. Im August 1999 wurde die Gruppe zum renommierten 12th. International Klezmer-Festival in Safed (Israel) eingeladen, wo sie zwei Konzerte gab und bei einer Klezmer-Sendung des Israelischen Fernsehen mitwirkte.

2000-2002 arbeitete Mesinke mit dem jüdischen Geiger Juri Finkelberg zusammen, mit dem die Gruppe ihr viertes Programm „Tanz Jiddele“ einstudierte. Am 10. Juni gastierte die Gruppe mit der Stummfilmvertonung bei der EXPO in Hannover. 2001 erschien die vom Jazz-Produzenten Wolfgang Lackerschmid aufgenommene CD „tanz jiddele“ auf „randvoll records“ (Silvanus-Verlag).

2004/05 spielt die Band mit der Münchner Geigerin Johann Müller ein „best of“-Programm.

Im April 2004  tourte die Band gemeinsam mit „Klezgoyim“ (Bremen) in Süddeutschland.

Im Jahr 2006 und 2007 präsentiert die Band ein  neues Programm mit chassidischen Liedern, die aus New York überliefert sind, und traditioneller Klezmermusik. 2006 spielte Mesinke mit Klezmer Alliance und Klezgoyim. Gebucht ist die Band 2007 für Festivals in Augsburg, Nürnberg, Burg Grabenstejn (Tschechien) sowie für Tollwood München. Am 16.3.07 spielte Mesinke mit Konsonans Retro ein Festival und von 27. bis 29.4. eine Tour mit Klezgoyim. Mesinke (jiddisch für jüngste Tochter): Die sechs Musiker spielen neu bearbeitete Klezmer-Stücke und jiddische Lieder mit Klarinette, Gitarre, Schlagzeug, Bass und Akkordeon. Das Ensemble aus Schwaben produzierte bisher vier CDs und spielte bei zahlreichen Festivals in Deutschland und Israel.

 

Wir sprachen mit Schlagzeuger und Sänger Thilo Jörgl über das Ensemble:

Frage: Warum fand sich die Gruppe, die bisher vier Alben veröffentlicht hat, 1991 im schwäbischen Krumbach zusammen?
Thilo Jörgl: 
Lust auf diese emotionale Musik war der Auslöser zum Start dieser Band. Je mehr wir uns damit beschäftigten, woher und aus welchen Wurzeln diese Musik stammt, desto größer wurde diese Lust. Siegfried Münchenbach, ein Bekannter von uns, lud uns vor 15 Jahren dann erstmals ein, bei einer Fortbildung für Lehrer aufzutreten. Seitdem sind wir mit sechs Leuten am musizieren. Anfang der 90er Jahre galt Klezmer noch als exotisch. Inzwischen ist die Stilrichtung aber viel bekannter und allein in Deutschland gibt es rund 100 Bands, die Klezmer spielen. Auf ganz unterschiedlichem Niveau. Filme wie "Jenseits der Stille", "Zug des Lebens" und "Schindlers Liste" machten die Musik sehr bekannt.


Frage: Wo haben Sie gelernt, Klezmer zu spielen?
Thilo Jörgl: 
Fast alle in der Band haben anfangs CDs von Giora Feidman gehört. Viel wichtiger für unseren Lernprozess waren aber historische Aufnahmen aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Abe Schwartz hat mit seinem Orchester viel aufgenommen oder Naftule Brandwein. Zudem sind inzwischen mehrere Bücher auf Englisch und Deutsch über Klezmer erschienen. Besonders großen Einfluss auf uns hatten und haben Gruppen wie Brave Old World, Budowitz oder The Klezmatics. Diese Mitbegründer des so genannten Klezmer-Revivals Ende der 70er Jahre in den USA geben auch regelmäßig Workshops in Deutschland. Zu den wichtigsten gehört der Yiddish Summer Weimar. Dort waren die meisten aus unserer Gruppe schon mehrere Male und besuchten Kurse bei ausgezeichneten Musikern wie Kurt Bjorling, Alan Bern oder Frank London. Dort lernten wir viel über Geschichte, Phrasierung oder die typischen Ausschmückungen des Klezmerstils. An Feidman orientieren wir uns inzwischen gar nicht mehr.  

Frage: Jiddische Lieder und Klezmer. Viele Leute können sich darunter nichts vorstellen. Was ist das eigentlich?
Thilo Jörgl:  

Das hebräische Wort Klezmer ist nicht die Bezeichnung für jede Musik der osteuropäischen Juden, sondern nur für den Bereich, in dem  Musik für das Feiern gebraucht wird - Tanzmusik und auch Begleitmusik für bestimmte Rituale. Klezmer gehört auch nicht zur Synagogenmusik, sondern wird im weltlichen Leben bei familiären Feiern gespielt. Da Mesinke traditionelle Stücke, die oft mehr als 100 Jahre alt sind, selbst bearbeitet und Elemente aus anderen modernen Stilrichtungen von Jazz bis Folk in die Stücke mit einbringt, schaffen wir neue Interpretationen. Die Band singt aber auch Lieder in jiddischer Sprache von zeitgenössischen Komponisten, beispielsweise Chava Alberstein aus Israel. Da wir die Stücke stark bearbeiten, schaffen wir eine Art neue Musik, die wir aber nicht als neue jüdische Musik bezeichnen. Treffender ist der Begriff "neue goyische Musik", weil wir Goyim (hebräisch für Nichtjuden) sind.
 

Pressestimmen:
„Wenn Mesinke ein Lied anstimmt, wird die Frage danach, wie die Krumbacher Gruppe dazu kam, jiddische Musik zu spielen, zuächst zweitrangig. Denn Mesinke zieht die Zuhörer sofort in ihren Bann mit Liedern aus einer fremden und doch vertrauten Kultur.“  Süddeutsche Zeitung 

Wörtliches Verstehen war schließlich ganz überflüssig bei den Klezmer-Stücken (jiddische Instrumentalmusik). Mit seiner Klarinette bewies hier vor allem Alexander Maier, wie es möglich ist, musikalisch Gefühl zu zeigen.“  Mittelschwäbische Nachrichten. 

Über die Stummfilmvertonung „Der Golem“:
„Mit einer Instrumentenvielzahl unterstrichen sie nicht nur die einzelnen Szenenaussagen des alten Sagenstoffes, sondern setzten ganz neue Akzente. Durch die mitreißende Musik von „Mesinke“ wurde der Stummfilmklassiker zu einem Kunstgenuß der besonderen Klasse.“  Illertisser Zeitung