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                                                                                                       Illertalbote, 21.03.2007

MUSIK / Pianist Benjamin Kobler präsentiert Töne moderner Komponisten auf spannende Art

von BERNHARD RAIDT

Neue Töne auf eine spannende Art spielte der Pianist Benjamin Kobler am Sonntag in Wain. Auf dem Programm standen Komponisten des 20. Jahrhunderts.

WAIN .

Wer um die Komponisten des 20. Jahrhunderts schon immer am liebsten einen Bogen macht, hat' am späten Sonntagnachmittag im Wainer Kultur Stadel ein Rendezvous  versäumt, das womöglich zu einem Umdenken geführt hätte: 'Benjamin Kobler präsentierte bei einem Konzert neue Töne auf eine sehr spannende Art.

"Neue Musik, die nicht weh tut", versprach Kultur-Stadel-Chef Theo Kobler für das Konzert am Sonntag.

Und er hatte nicht zu viel versprochen. Während der Wind heulend um die Ecken des Kultur-Stadels strich, präsentierte Benjamin Kobler vor

rund 30 Zuhörern Stücke von Boulez,. Messian, Stockhausen und Cage, die nicht Überdruss ob der ungewohnten Klänge, sondern eher großen Appetit auf mehr weckten.

 

 

 


Mit Verve gespielt

Mit der "Musik des 20. Jahrhunderts fand eine Konzertreihe des 1973 geborenen Pianisten ihren Abschluss, die mit den Goldbergvariationen begann und auch Werke der Wiener Klassik so wie Schumanns Kreisleriana präsentierte. Doch in seinem eigentlichen Element ist der junge Pianist und Synthesizerspieler wohl bei den Komponisten des 20. Jahrhunderts - mit viel Kenntnis und sichtlich angetan erläuterte er die musikwissenschaftlichen Hintergründe, um dann mit Verve die Stücke vorzutragen, Und dabei gab es wirklich etwas zuhören:

Die ,,12 Notations" etwa von Pierre Boulez, zwölf kurze Klavierstücken zu je zwölf Takten von unterschiedlicher Länge, die Kobler mit viel Biss und kräftiger Energie spielte. Oder Karlheinz Stockhausens Klavierstücke 7,8,9 -mathematische Musik oder auch musikalische Mathematik, faszinierend zu hören. Serielle Musik nennt sich diese Weiterentwicklung der Zwölftontechnik, bei der nach strengen Regeln komponiert wird. Die Alleatorik. setzt dagegen eher auf den Zufall, das Unerwartete.

Im zweiten Teil des Konzerts präsentierte Kobler mit John Cages "Music of Change" ein Beispiel; dieser Entwicklung.

Der Klang des Klopfens auf den Korpus des Flügels, Geräusche,  ja auch Stille zählt Cage zu ;den Bestandteilen seiner Musik, dementsprechend passend setzte der Sturm, am Sonntagnachmittag ein en ganz besonderen Akzent


Mit Orm
Finnendahls "Versatzstücken" ,und dem ihm gewidmeten Stück "Pasaka / ein Märchen" von Vykintas BaItakas, dessen Text auf litauisch wie ein Jandl-Gedicht klang, war Kobler dann endgültig in der Aktualität und bei einem Altersgenossen angekommen.

Dass Musik des 20.. Jahrhunderts zu Herzen gehen kann, bewies nicht zuletzt die Zugabe mit Henry Cowells am den Stahlsaiten des Flügels gespielte "Aeolian Harp" .Insgesamt ein schönes Konzert, das den Zuhörern den Soundtrack des 20; und wohl auch des beginnenden 21. Jahrhunderts nahe brachte und damit  Musik, die nicht weniger über ihre Zeit aussagt als dies die Musik Bachs oder Schumanns tut: